Reformationsstadt Bretten
Deutschland
Bretten
Melanchthons Heimat
Die Melanchthonstadt Bretten liegt im Kraichgau an der Badischen Weinstraße, 35 km von der Grenze nach Frankreich entfernt. 1497 wurde hier Philipp Schwarzerdt, der Großneffe des berühmten Humanisten Johannes Reuchlin (1455-1522) geboren. Auch der kleine Philipp wurde ein großer Gelehrter. Nach dem Studium an den Universitäten Heidelberg und Tübingen wurde er 1518 – mit 21 Jahren – als Griechischprofessor nach Wittenberg berufen. Schon längst hatte er seinem Namen „Schwarzerdt“ ins Griechische übertragen und nannte sich fortan „Melanchthon“. Philipp Melanchthon wurde zu einem der wichtigsten Wegbegleiter Martin Luthers. Da Luther als Geächteter an Verhandlungen auf Reichsebene nicht teilnehmen konnte, war Melanchthon seit 1529 bei Reichstagen und Religionsgesprächen der offizielle Wortführer der Wittenberger Theologie. Aus seiner Feder stammen wichtige theologische Werke und Bekenntnisschriften der Reformation: die „Loci communes” (1521), die erste reformatorische Dogmatik, und das „Augsburger Bekenntnis” (1530), eine zentrale Bekenntnisschrift der evangelischen Kirchen bis heute. Von ihm sind eine große Zahl an Lehrbüchern aus fast allen Wissensgebieten der damaligen Zeit sowie Übersetzungen antiker Autoren überliefert. Dies hat ihm, zusammen mit vielen Schulgründungen, Schul- und Universitätsordnungen auch den Beinamen „Praeceptor Germaniae” (Lehrer Deutschlands) eingebracht. Philipp Melanchthon starb am 19. April 1560 in Wittenberg und liegt dort neben Luther in der Schlosskirche begraben. In seiner Heimatstadt Bretten konnte sich die Reformation in ihren verschiedenen Spielarten durchsetzen. Seit den 1530er Jahren traten Täufer in Bretten auf. Die evangelische Lehre war in Bretten längst akzeptiert, als Kurfürst Ottheinrich (1502-1559) 1556 offiziell in der Kurpfalz – und damit auch in Bretten – die Reformation einführte. Die nach dem Tode Ottheinrichs einsetzende Hinwendung der Kurpfalz zum Calvinismus setzte sich auch in Bretten durch. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts war die Stadt reformiert. Erst ab 1685 entstand in Bretten auch wieder eine lutherische Gemeinde. Beide evangelische Gemeinden bestanden gut 150 Jahre nebeneinander. Infolge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 wurde die kurpfälzische Stadt Bretten dem Großherzogtum Baden zugesprochen. Durch die Badische Union von 1821 wurden auch die beiden evangelischen Gemeinden in Bretten vereinigt. Das wichtigste Besucherziel in Bretten ist das Melanchthonhaus. Die Gedenkstätte wurde ab 1897 an der Stelle des ursprünglichen Geburtshauses Melanchthons errichtet. Das Gebäude mit der reich ausgestalteten Gedächtnishalle beherbergt ein Museum, eine Bibliothek und eine Forschungsstelle. Seit 2004 ist das Melanchthonhaus Bretten Sitz der Europäischen Melanchthon-Akademie, die die Erforschung des geistigen und kulturellen Erbes Melanchthons für das heutige Europa zum Ziel hat.
Links
Stadt Bretten http://www.bretten.de/cms/
Melanchthonhaus Bretten http://melanchthon.com/Melanchthonhaus-Bretten
Europäische Melanchthon-Akademie http://www.melanchthon.com/Melanchthon-Akademie/
Evangelische Kirche Bretten http://www.ev-kirche-bretten.de/
Evangelische Landeskirche in Baden http://www.ekiba.de/