Reformationsstadt Neuchâtel
Schweiz
Neuchâtel
Die Einführung der Reformation in Neuchâtel ist eng mit dem Namen von Guillaume Farel (1489-1565) verbunden. 1530 kam der Reformator nach langer Wanderschaft als französischer Glaubensflüchtling nach Neuchâtel, in der Tasche ein Empfehlungsschreiben der Stadt Bern um Neuchâtel für die Reformation zu gewinnen. Doch der begeisternde und hitzköpfige Prediger stieß nicht überall auf offene Ohren. Als er nur in der kleinen Chapelle de l’Hôpital predigen durfte, wurde er von einem Anhänger getröstet: Jesus Christus sei schließlich doch auch in einem Stall zur Welt gekommen. Bald zog seine Predigt so viele Menschen an, dass er die Menge dazu brachte, zum Schlosshügel hinauf zu gehen und die Stiftskirche einzunehmen. Seine Predigt brachte die Menge derart auf, dass diese die dortigen Altäre, Statuen, Bilder und Kreuze zerstörte. Lediglich das Grabmal der Grafen von Neuenburg überstand den Bildersturm unversehrt. Wenige Tage später schloss sich der Rat der Stadt der Reformation an. Die adelige Oberschicht jedoch blieb bis 1707 katholisch.
Zahlreiche evangelische Glaubensflüchtlinge aus Frankreich fanden in der Umgebung von Neuchâtel Zuflucht. Sie prägten die weitere Entwicklung der Reformation in der Region. Antoine Marcourt, der als wahrscheinlicher Autor der Flugschriften gilt, die 1534 in Frankreich die Affaire des Placards auslösten, wurde als erster evangelischer Pfarrer berufen, während Farel sich in Genf für die Belange der Reformation einsetzte und Calvin nach Genf holte. Mit Pierre-Robert Olivétan, der als Hauslehrer in Neuchâtel tätig war, traf sich Farel 1532 im piemontesischen Chanforan mit Vertretern der Waldenser, die um eine Bibelübersetzung ins Französische baten. Olivétan machte sich an die Arbeit der Übersetzung und 1535 druckte Pierre de Vingle in Neuchâtel Olivétans Übersetzung als erste französische Vollbibel. Sie wurde bald in Genf und an anderen Orten nachgedruckt und gilt bis heute als wichtigste französische Bibelübersetzung. Als Calvin und Farel 1538 aus Genf verbannt wurden, wurde Marcourt stattdessen nach Genf berufen und Farel übernahm seine Stelle in Neuchâtel. Dort bemühte er sich, eine Kirchenordnung nach Genfer Vorbild einzuführen. In zahlreichen Reisen nach Italien, Frankreich und Deutschland setzte er sich für die Belange der französischsprachigen reformierten Glaubensgeschwister ein.
Heute erinnert eine Statue auf der Esplanade vor der Stiftskirche an das Wirken Guillaume Farels. Rund um die Collégiale de Neuchâtel finden sich zahlreiche Zeugnisse der Reformationsgeschichte. In der Stiftskirche selbst sind die Folgen des Bildersturms bis heute noch sichtbar und in der Rue de la Collégiale befinden sich die Wohnhäuser von Farel und Marcourt sowie das von ihnen begründete Collège du Haut. In der Universitätsbibliothek und der 1538 gegründeten Bibliothèque des Pasteurs kann man sowohl die Bibelübersetzung von 1534 und die Placards von 1534 bewundern. Ebenfalls findet sich dort die illustrierte Bibel des späteren Pfarrers von Neuchâtel Jean-Frédéric Ostervald.
Von Neuchâtel aus gewann der französischsprachige Protestantismus neuen Zusammenhalt. Das Netzwerk der der protestantischen Exulanten hatte hier einen wichtigen Knotenpunkt.
Nous sommes persuadés que l’inscription de Neuchâtel dans ce réseau de villes européennes partenaires constitue une opportunité pour mettre en exergue son patrimoine exceptionnel en lien avec la Réforme, qui a de surcroît contribué à forger son identité sociale et culturelle au cours des cinq derniers siècles.
Links
Stadt Neuchâtel: http://de.neuchatelville.ch/
Tourismusbüro: www.neuchateltourisme.ch/de/home.html
Eglise Réformée Evangélique du Canton de Neuchâtel: www.eren.ch
Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund: www.kirchenbund.ch