Reformationsstadt Wien
Österreich
Wien
Eine Metropole als Reformationsstadt
Die österreichische Bundeshauptstadt ist ein kulturelles und politisches Zentrum Europas. Über Jahrhunderte residierten hier die Kaiser und prägten damit auch die Stadt. Dafür hat die UNESCO die Wiener Altstadt und das Schloss Schönbrunn als Weltkulturerbe anerkannt. Zahlreiche internationale Organisationen, wie die OSZE, die OPEC, die IAEO oder die GEKE haben ihren Sitz in Wien – oder wie die UNO zumindest einen ihrer Amtssitze in Wien.
Durch seine Situation als kaiserliche Residenzstadt kam Wien auch in der Reformationszeit eine besondere Rolle zu. An der bereits 1365 gegründeten Universität Wien studierten einige späterer Reformatoren, wie Huldrych Zwingli (1584-1531) oder der St. Galler Reformator Joachim von Watt (1484-1551). Ab 1520 breiteten sich evangelische Flugblätter in Österreich aus. Bereits im Januar 1522 predigte Paul Speratus (1484-1551), der Dichter des bekannten Kirchenliedes „Nun ist das Heil uns kommen her“, im Stephansdom evangelisch und wurde dafür exkommuniziert. Zwei Jahre später wurde der Wiener Tuchhändler Caspar Tauber für sein Bekenntnis zur Reformation in Wien hingerichtet. Doch in der Bevölkerung fand die evangelische Lehre großen Zuspruch. Die Mehrheit des Adels und der Wiener Bürger wurde evangelisch. Auch die radikale Reformation fand Anhänger und so gründete sich in Wien eine Täufergemeinde. 1528 wurde der Täuferführer Balthasar Hubmaier verbrannt. All dies verstärkte die antiklerikale Stimmung der Bevölkerung, die nach dem Verbot der evangelischen Predigt sonntags die evangelischen Gottesdienste in den Adelsgütern vor den Mauern der Stadt Wien besuchte. Der Adel förderte die evangelische Bewegung und beschäftigte evangelische Pfarrer. Selbst der spätere Kaiser Maximilian II. (1527-1576) hatte mit Johann Sebastian Pfauser (1520-1569) einen evangelischen Hofprediger an die Hofkirche bestellt. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts waren drei Viertel der Wiener Einwohnerschaft evangelisch.
Im Zuge der Gegenreformation wurden im 17. Jahrhundert die evangelischen Adeligen als Träger der Reformation entmachtet und vertrieben. Evangelische konnten ihren Glauben nur noch im Geheimen leben. Erst mit dem Toleranzpatent von 1781 konnten wieder evangelische Gemeinden entstehen. Heute gibt es wieder ein lebendiges evangelische Leben in Wien, wenn auch die Evangelischen eine Minderheit sind. Wien ist Sitz der Kirchenleitungen sowohl der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich als auch der Evangelischen Kirche H.B. in Österreich und der evangelisch-methodistischen Kirche in Österreich.
In den Wiener Museen und Archiven lagert ein einmaliger Schatz an Dokumenten der Reformationszeit, wie z.B. das Original der Confessio Augustana, die Kaiser Karl V. überreicht wurde, oder eines von drei noch erhaltenen Exemplaren der 95 Thesen Luthers, aber auch zahlreiche reformatorische Flugschriften und Gemälde. Zum Jahr 2017 soll vieles davon in einer Ausstellung am Wien Museum einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. In verschiedenen Festveranstaltungen, wie einem europäischen Reformationsball soll der Reformation gedacht werden.
Links
Stadt Wien www.wien.gv.at
Tourismusbüro Wien www.wien.info
Evangelische Kirche in Wien www.evang-wien.at
Evangelische Kirche A.B. in Österreich www.evang.at
Evangelische Kirche H.B. in Österreich www.reformiertekirche.at
Evangelisch sein – 500 Jahre Reformation www.evangelisch-sein.at