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Reformationsstadt Zürich

Deutschland

Zürich

Reislaufen, Wurstessen, Prophezei in der „Mutterstadt der reformierten Kirchen“

Die heute größte Stadt der Schweiz ist das erste Beispiel einer von den städtischen Autoritäten verantworteten Stadtreformation und wurde zur Wiege des reformierten Flügels der Reformation.
1519 begann Huldrych Zwingli (1584-1531) als Leutpriester am Großmünster in Zürich zu predigen. Der humanistisch gebildete Zwingli kritisierte das „Reislaufen“, die Sitte, dass zahlreiche schweizerische junge Männer als Söldner für fremde Herrscher in den Krieg zogen und so die Heimat entvölkerten. Seinen Predigten legte er nicht mehr die üblichen altkirchlichen Bibeltexte (Perikopen) zugrunde, sondern begann die Bibel fortlaufend auszulegen (lectio continua), um so der Heiligen Schrift in der Gänze ihrer Botschaft gerecht zu werden.
Als in der Fastenzeit 1522 im Hause des Zürcher Buchdruckers Christoph Froschauer ein demonstratives Wurstessen stattfand, verteidigte Zwingli diesen Bruch der Fastengebote, da sie nicht biblisch begründet seien. Der Rat der Stadt schloss sich seiner Argumentation an und lud zu zwei Disputationen über die biblischen Grundlagen der kirchlichen Lehren und Praktiken ein. Am Ende ließ der Rat der Stadt Heiligenfeste, Prozessionen, religiöse Bilder und Fastengebote abschaffen, da er deren biblische Begründung nicht erkennen konnte. Die Autorität des Bischofs wurde nicht mehr anerkannt, die Reformation in der Stadt durchgesetzt. Ab 1525 kamen Gelehrte täglich im Zürcher Großmünster zusammen, um die Bibel aus dem hebräischen und griechischen Urtext auszulegen. Aus dieser „Prophezei“ genannten Exegeserunde ging die Zürcher Bibel hervor, welche erstmals vollständig 1530 gedruckt wurde. Radikalere reformatorische Gruppierungen, die die Autorität des Stadtrates nicht anerkennen wollten und sich in Täufergemeinden versammelten, wurden verurteilt, hingerichtet und vertrieben. Auch die Unterschiede der Zürcher Reformation zur Wittenberger Reformation traten immer stärker zu Tage. Auf dem Marburger Religionsgespräch 1529 standen sich Zwingli und Luther in der Abendmahlsfrage unversöhnlich gegenüber. Innerhalb der Eidgenossenschaft tat sich eine Kluft zwischen katholischen und reformierten Städten auf, die letztlich zum Krieg führte. In der Schlacht bei Kappel, bei der Zürich 1531 eine Niederlage erlitt, kam auch Zwingli ums Leben. Heinrich Bullinger (1504-1575), der Zwingli als Reformator in Zürich folgte, festigte den neuen Glauben in Abgrenzung zu den Täufern und den Katholiken. Die Vorreiterrolle der reformierten Reformation ging jedoch auf Genf und Johannes Calvin (1509-1564) über. Doch Bullinger konnte im Consensus Tigurinus 1549 eine Übereinkunft mit Calvin erzielen und mit den beiden helvetischen Bekenntnissen von 1536 und 1566 die gemeinsame Lehrgrundlage der reformierten Kirchen mitformulieren.
All diese Ereignisse trugen Zürich den Ruf ein, die Wiege der reformierten Kirchen zu sein.

Links

Stadt Zürich https://www.stadt-zuerich.ch/portal
Touristeninformation https://www.zuerich.com/de#section-01
Kirche in Zürich http://kirche-zh.ch/
Reformierte Kirche Kanton Zürich http://www.zh.ref.ch/
Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund www.kirchenbund.ch/de