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Reformationsstadt Eisenach

Deutschland

Eisenach

Wo Luther die Bibel übersetzte

Die thüringische Stadt Eisenach ist vor allem bekannt durch die Wartburg. Die Burg liegt oberhalb der Stadt und war im Mittelalter Stammsitz der Landgrafen von Thüringen. Die UNESCO hat die Wartburg auf die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Während der Zeit der Deutschen Demokratischen Republik produzierte das Automobilwerk Eisenach die Automarke „Wartburg“. Martin Luther (1483-1546) verbrachte zwei längere Phasen seines Lebens in Eisenach. Seine Mutter stammte aus der Stadt und so schickten die Eltern den 15-jährigen Schüler an die Lateinschule nach Eisenach. Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sang Luther in der Kurrende: Mit anderen Schülern zog er von Haus zu Haus und sang gegen Geld vor den Häusern der Bürger. 1501 verließ Luther nach drei Jahren Eisenach, um in Erfurt zu studieren. Als Luther 1521 auf der Rückreise vom Reichstag in Worms war, kamen Reiter herangeprescht und entführten den nun schon berühmten Augustinermönch. Doch die Entführung geschah nur zum Schein. Luthers Landesherr Kurfürst Friedrich der Weise ließ so seinen Wittenberger Professor, der unter Kirchenbann und Reichsacht stand und damit vogelfrei war, in Sicherheit bringen. Als Zufluchtsort wählte er die Wartburg oberhalb von Eisenach. Zehn Monate verbrachte Luther inkognito auf der Burg. Er trug bürgerliche Kleider, ließ sich einen Bart wachsen und gab sich als Junker Jörg aus. In nur wenigen Wochen übersetzte er das Neue Testament aus dem altgriechischen Original ins Deutsche, verfasste mehrere Fabeln und meldete sich mit gelegentlichen Briefen aus seinem Exil. Erst als in Wittenberg die Reformation in Unruhen überging verließ er im Februar 1522 die sichere Burg um sich in den Fortgang der Reformation wieder einzumischen. Die Wartburg zählt zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Die Räume, in denen Luther während seines Aufenthalts auf der Wartburg lebte, sind zu besichtigen. Im Zusammenhang des Reformationsjubiläums finden wechselnde Ausstellungen auf der Wartburg statt, im Jubiläumsjahr 2017 sogar die nationale Sonderausstellung „Luther und die Deutschen“. Das Haus der Familie Cotta, bei der Luther als Schüler in Eisenach wohnte, beherbergt heute ein Museum, das „Lutherhaus“. Darüber hinaus ist Eisenach auch Geburtsort von Johann Sebastian Bach. Sein umfangreiches musikalisches Werk war von Luthers reformatorischem Denken geprägt und wird im Bachhaus – dem klingenden Museum seiner Geburtsstadt – präsentiert.

Im Verlauf seiner Geschichte ist Eisenach zu einem bedeutenden Symbolort der Reformation, zweifelsfrei auch im europäischen Kontext, geworden. Es geht uns darum, geschichtliche Grenzen zu überschreiten, indem die Erinnerung an die Reformation aus ihrem zunächst historischen Kontext in die Gegenwart transportiert wird. Nur auf diese Weise wird die Erinnerung fruchtbringend für die Gegenwart werden.

Katja Wolf

Oberbürgermeisterin der Stadt Eisenach, Stadt Eisenach

Martin Luther als Junker Jörg

Links

Eisenach www.eisenach.de
Wartburg www.wartburg-eisenach.de
Lutherhaus Eisenach www.lutherhaus-eisenach.com
Bachhaus Eisenach www.bachhaus.de
Evangelischer Kirchenkreis http://eisenach.ekmd-online.de
Evangelische Kirche in Mitteldeutschland http://www.ekmd.de/