Reformationsstadt Franeker
Niederlande
Franeker
Friedliche Friesen
Die Stadt Franeker liegt in der niederländischen Provinz Friesland unweit der Nordseeküste. Die im 11. Jahrhundert gegründete Stadt hatte von 1585 bis 1811 eine Universität. Ihre malerische Innenstadt zeichnet sich durch zahlreiche historische Bauten und sogenannte Grachten aus, mit denen künstlich angelegte, schmale Wasserwege in Städten der Niederlande bezeichnet werden.
Die Friesen waren im Mittelalter weitgehend unabhängig gewesen. Eine Feudalherrschaft gab es hier nicht. Ende des 15. Jahrhunderts geriet Friesland unter die Herrschaft der Habsburger. Zahlreiche Sturmfluten zu Beginn des 16. Jahrhunderts überfluteten das Land und vernichteten die wirtschaftlichen Grundlagen. Die Folge war Armut, Krankheit Hungersnöte und Tod.
Die größte Verbreitung der Schriften Luthers fand im europäischen Vergleich in den Niederlanden statt. Auch finden sich in keinem anderen Land so viele fremdsprachige Übersetzungen seiner Schriften wie die in die niederländische Sprache. So fanden hier die Ideen der Reformation zuerst Aufnahme unter den Gebildeten in den stadtbürgerlichen Milieus. In den reformatorisch beeinflussten Städten in den nördlichen Niederlanden erhielt zudem seit den 1520er Jahren das Täufertum deutlichen Auftrieb. Auch in und um Franeker schlossen sich viele den Täufern an und wandten sich von der Papstkirche ab. Das Täufertum war keine geschlossene Bewegung. Es hatte viele Gesichter und vereinigte unterschiedliche religiöse Strömungen. In der Frühphase schwankten die Täufer zwischen militanten Auftreten und Friedfertigkeit. Gemeinsam war ihnen die Praxis der Erwachsenentaufe.
In ihrem habsburgischen Gebiet der Niederlande veranlassten Kaiser Karl V. und sein Sohn Phillipp II., Fürst der Niederlande, die rigorose Verfolgung der Täufer. Ihre antireformatorische Herrschaft trieb sie scharenweise in den Märtyrertod. Erst in den 40er Jahren gingen die Verfolgungen zurück, als die örtlichen Behörden eine weitere Teilnahme verweigerten.
1535 gab Menno Simons (1496-1561) sein Priesteramt auf und begann öffentlich im täuferischen Sinne zu predigen. Bis dahin war er Priester in seiner Heimatgemeinde Witmarsum, einer Stadt in der Nähe von Franeker. Mit zunehmender Sorge hatte er die Entwicklung in der täuferischen Bewegung verfolgt. Zum Schlüsselerlebnis war für ihn die Besetzung des Klosters Bloemkamp bei Franeker durch 300 Täufer geworden. Bei der anschließenden militärischen Erstürmung durch den Statthalter kamen viele Menschen ums Leben, andere wurden vor Gericht gestellt und hingerichtet. Unter den Toten waren seine Gemeindeglieder aus Witmarsum und einer seiner Brüder. Nachdem er sich erneut hatte taufen lassen, distanzierte er sich deutlich vom revolutionären und gewaltbereiten Täufertum.
In Opposition dazu sammelte er die Täufer zu friedfertigen, disziplinierten Gemeinden und betrieb so den Aufbau einer sichtbaren kirchlichen Organisation. 1537 in Groningen zum Ältesten geweiht, wurde er zum führenden Kopf der Täufer in den Niederlanden und Norddeutschland. In seinen theologischen Schriften nennt er als Grundprinzipien des Täufertums die Glaubenstaufe, die Ablehnung von Krieg und Gewalt und das Bemühen, ein gottgefälliges Leben in der Nachfolge Jesu zu führen. Auf seinen Reisen quer durch Europa warb Simons für ein apolitisches und friedliches Täufertum, wurde aber trotzdem sein ganzes Leben lang verfolgt. 1572 erhielten die in Anlehnung an seinen Namen genannten „Mennoniten“ Glaubensfreiheit und bildeten seitdem die erste Freikirche in den Niederlanden.
Um 1560 fand die reformierte Konfession mehr und mehr Verbreitung in Friesland. Der Aufstand gegen die Herrschaft der Habsburger von 1566, der Bilderstürme in katholischen Kirchen entfachte, führte jedoch in Friesland kaum zu Ausschreitungen und Zerstörungen. Eigentlich verbotene protestantische Gottesdienste wurden in den folgenden Jahren gefeiert. Trotzdem herrschte weiterhin ein Klima von Unterdrückung und Verfolgung.
Im Unabhängigkeitskrieg von 1579 wurden die Niederlande in ein südliches, unter spanischer Herrschaft verbleibendes katholisches Gebiet und in einen nördlichen, überwiegend calvinistischen Bereich gespalten. 1581 sagte sich der Norden endgültig von Spanien los und Friesland bildete mit sechs anderen Provinzen die Republik der Vereinigten Niederlande, in der die reformierte Konfession dominierte. Die katholische Kirche wurde an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Öffentliche Gottesdienste wurden ihr verboten und das Kirchengut enteignet. Das Kloster in Franeker wurde im Zuge dessen 1585 zur Universität. Sie avancierte im 17. Jahrhundert zu einem Zentrum reformierter Theologie, das Studenten aus weiten Teilen Europas und vor allem aus Deutschland und Ungarn anzog.
Zum Reformationsjubiläum bietet die Stadt ein breit angelegtes Programm, an deren Aktivitäten sich Kirchen, Schulen, Museen, Historiker und Künstler beteiligen.
Die Geschichte von Franeker ist untrennbar mit der Reformation verbunden. Die
Mennonitische Bewegung von Menno Simons begann in unmittelbarer Nähe unserer Stadt
und verbreitete sich schnell. Im 16. Jahrhundert gab es in Franeker mehr Mennoniten als
Calvinisten. Heutzutage besuchen jedes Jahr Dutzende Mennoniten aus der ganzen Welt unsere Region.
Links
Gemeinde Franekeradeel: www.franekeradeel.nl
Freie Evangelische Gemeinde Franeker: www.vegfraneker.nl
Protestantische Kirche in den Niederlanden: www.protestantsekerk.nl/actueel/evenementen/500-jaar-protestant