Reformationsstadt Rašica
Slowenien
Rasica
Die Truberstadt
Rašica (zu Deutsch: Reschwiz) ist ein Ort nördlich der Kommune Velike Lašče in Zentralslowenien. Bereits im 3. Jahrhundert sind Bischofssitze in der damaligen römischen Provinz belegt. Nach erneuter systematischer Missionierung im 8. Jahrhundert kam die Region kirchlich zum Patriarchat Aquileia. Politisch gehörte Rašica zum Herzogtum Krain und stand 1335-1908 unter Habsburger Herrschaft.
Rašica ist bekannt als Geburtsort des slowenischen Reformators Primus Truber. Er wurde am 9. Juni 1508 als Primus Malnar in Rašica in der Pfarrei Škocjan pri Turjaku/St. Kanzian bei Auersperg in Unterkrain geboren. Sein Vater hatte sich als Zimmermann und Müller ein Vermögen erworben. Er bestimmte seinen Sohn dazu, die Priesterlaufbahn einzuschlagen. Als Jugendlicher nahm er den Familiennamen seiner Mutter Trubar an, dessen Schreibweise er wenig später zu Truber wechselte.
Im Alter von 16 Jahren lernte er als Priesteramtskandidat in Triest bei Bischof Pietro Bonomo (1502-1546) den erasmischen Humanismus kennen und wurde dessen Schüler. Nach Studium in Wien wurde Truber 1530 von Bonomo zum Priester geweiht. Seine erste Anstellung erhielt er als Stadtpfarrer in Laško.
Wegen seiner reformatorischen Predigten, die er auf slowenisch hielt, geriet Truber zunehmend in Konflikt mit seiner Kirche. Gleichwohl wurde er 1542 zum Kanonikus an den Dom in Ljubljana berufen. Als katholischer Domherr verbreitete er reformatorische Ideen und wurde zu einem führenden Akteur der reformatorischen Bewegung in der Hauptstadt. In Ljubljana gab es schon ab 1523 eine reformatorische Predigt. Die Ausbreitung der reformatorischen Bewegung wurde durch die Krainer Landstände gefördert. Sie nahmen die Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse in die Hand und gründeten eine evangelische Schule in der Hauptstadt.
Durch den Tod Bonomos änderte sich jedoch die Lage. Sein Nachfolger setzte im Bistum den antireformatorischen Kurs der Habsburger durch. Truber flüchtete 1548 nach Nürnberg und bekannte sich nun ausdrücklich zur Reformation. Danach, als er von 1553 bis 1561 Stadtpfarrer in der Reichsstadt Kempten war, setzte er die Ausrichtung der Stadt auf das Luthertum durch.
Außerhalb seiner Heimat in Süddeutschland widmete er sich seit 1550 seinem Lebenswerk: Die Förderung der slowenischen Reformation durch Veröffentlichungen reformatorischer Schriften in slowenischer Sprache. Die nationalsprachlichen Übersetzungen in die sogenannte „windische“ Sprache besorgte er weitgehend selbst. Dazu gehörten ein Katechismus, eine slowenische Kirchenordnung und eine Gesamtausgabe des Neuen Testaments und Teile des Alten Testaments. Die biblischen Schriften übertrug er auf Grundlage der Lutherbibel. 1561 entstand unter seiner Leitung und Mitarbeit anderer im württembergischen Urach das „Ungnad-Trubersche Bibelwerk“, ein Druckzentrum zur Produktion reformatorischer Schriften in slowenischer, kroatischer und italienischer Sprache, das er zusammen mit seinem Landsmann Hans Ungnad gegründet hatte. Mit seinen Veröffentlichungen biblischer und katechetischer Texte in der slowenischen Sprache begründete Truber überhaupt auch die Entstehung einer slowenischen Schriftsprache, die es vorher so noch nicht gegeben hat.
1562 kehrte er nach Laibach zurück, um als Superintendent eine slowenische Kirche aufzubauen, doch musst er schon drei Jahre später, nachdem er vom neuen Landesherrn Erzherzog Karl mit Predigtverbot belegt war, das Land wieder verlassen. Aufnahme fand er im lutherischen Herzogtum Württemberg. Von 1567 bis zu seinem Tode war er Pfarrer in Derendingen bei Tübingen. Während dieser Zeit arbeitete mit der Übersetzung und Veröffentlichung slowenischer Schriften in der Uracher Druckerei weiter an seinem Lebenswerk.
Die Reformation Trubers endete in Slowenien mit der erfolgreichen Durchsetzung der Gegenreformation im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts. Von da an lebten evangelische Christen als „Geheimprotestanten“. Neue Gemeindegründungen gab es nach dem Josephinischen Toleranzpatent von 1781. Die eigenständige Slowenische Kirche A.B. (Augsburger Bekenntnisses) gibt es seit 1945. Sie behauptet in dem mehrheitlich katholischen Land ihre Stellung als kleine, aber engagierte Minderheitenkirche.
Truber, der lange in Vergessenheit geraten war, wird heute in Slowenien als Schöpfer der slowenischen Schriftsprache in Ehren gehalten. Sein Bildnis ziert die 1-Euro-Münze. Der Reformationstag, der 31. Oktober, ist ein nationaler Feiertag. In Rašica erinnert ein Museum an den Trubar-Bauernhof, auf dem der Reformator geboren wurde.
Links
Rašica : www.velike-lasce.si
Evangelische Kirche A.B. in Slowenien: www.evang-cerkev.si